Die Geschichte der Stickerei...


Stickereien sind die ältesten textilen Ornamente der Welt. Erste Zeugnisse dieser Kunst lassen sich anhand von assyrischen und babylonischen Skulpturen rekonstruieren. Aus Ägypten überlieferte bestickte Stofffrag-mente und bildliche Darstellungen reichen in das 16. Jh. v. Chr. zurück. Bereits die Römer importierten Stickereien in prächtigen Farben, oft bereichert durch Gold- und Silberfäden, aus dem Orient. Tacitus (55-116 n. Chr.) berichtet von farbig bestickten Gewändern der Germanen. Nach dem Zer-fall des Römischen Reiches wurde Stickerei zur Rarität und diente nur noch kultischen oder religiösen Zwecken. Besonders die Klosterschulen entwickelten eine hohe Stickkunst mit biblischen Themen und mythologischen Darstellungen, die in ihrer jeweiligen Symbolik ältestes Überlieferungsgut bewahrten.


Auch historische Ereignisse wurden in gestickten Bildern festgehalten, wie z.B. der aus dem 11. Jh. stammende Wandteppich von Bayeux, der die Einnahme Englands durch die Normannen darstellt, oder die Werke des Klosters Lüne bei Lüneburg aus dem 13. Jh.

Mit Beginn der Neuzeit findet die Stickerei Eingang in Bürger- und Bauernhäuser. Auch Töchter adeliger oder vermögender Familien wurden in dieser Handfertigkeit unterwiesen, weil das kunstvolle Verzieren eines Stoffes durch Sticken oder Nähen (Nadelspitze) zur guten Erziehung gehörte. Die sogen. Weißstickerei entwickelte sich in der Renaissance als man zunächst die in Mode gekommene Leibwäsche aus feinem Batist mit zarten Stickereien verfeinerte. Später zierten diese Stickereien auch Taschentücher, Tisch- und Bettwäsche, wie z.B. Paradekissen sowie Querbehänge von Betten und Tagesdecken.


Im Laufe der Zeit bildeten sich eine große Anzahl unterschiedlicher Sticharten heraus, die mit eigens angefertigten Fäden, welche grob und fein, gezwirnt oder ungezwirnt sein konnten, neue Möglichkeiten eröffneten. Der Leinenfaden hatte vor allen anderen Fäden den Vorzug der Dauerhaftigkeit. Waschen und Bleichen machen ihn nur weißer und weicher. Nachdem diese kunstvollen Arbeiten über Jahrtausende in mühevoller Handarbeit entstanden, sind überlieferte Handstickereien durch die Erfindung der Stickmaschine in der Mitte des 19. Jh. ein seltener Luxus geworden. Doch auch heute noch wird die Handarbeit zur Herstellung reich gemusterter Tischdecken, Kleinteppiche, Kissen etc. in bekannten Sticktechniken als Hobby gepflegt und ermöglicht es, eigene Ideen umzusetzen, Dessinierungen, Farbwünsche und Materialvorstellungen probieren und realisieren zu können.